Shohab und Karin

Im November 2014 haben sie sich kennengelernt. Karin R. war drei Jahre zuvor aus dem Arbeitsleben ausgeschieden. Sie war viele Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit tätig, hat sich mit Themen wie Kinderrechte, Kindersoldaten beschäftigt. Das fremde Leid war ihr nicht fremd und zu Hause sitzen, ohne etwas zu tun, das wollte sie nicht.

Als Shohab nach Deutschland in eine Erstunterkunft in Berlin Gatow kam, wurde gesagt, er sei erwachsen. Erst nach einem langen und anstrengenden Verfahren wurde anerkannt, dass Shohab ein Jugendlicher war, dem es gelungen war, aus Afghanistan zu fliehen. 

In den ersten Monaten, erzählt Karin R., seien sie viel bei Ämtern unterwegs gewesen, um einen Platz in einer Jugend-WG für Shohab zu finden.

„Erst sollte er nach Köpenick in ein Jugendheim. Er hatte große Angst, wieder „ins Abseits“ geschickt zu werden, so wie es schon einmal in Gatow war. Er wollte stattdessen lieber in der Mitte der Stadt wohnen. Im Januar 2015 haben wir in Moabit einen Platz gefunden. Betreutes Wohnen. Dort lebt er jetzt.“

Es gefalle ihm ganz gut dort, sagt Shohab. Er spricht leise und wirkt sehr zurückhaltend. In Afghanistan war er an dem Tag im Unterricht, als seine Schule bombardiert wurde. Seitdem leidet er unter Kopfschmerzen, kann nicht im Dunkeln schlafen, braucht psychosoziale Betreuung. 

Als wir Shohab und Karin treffen – im April 2015 – war die Bestellung zum Vormund noch immer nicht erfolgt. Trotzdem hatten die beiden gemeinsam schon einiges erlebt, war Karin R. an Shohabs Seite, um ihm zu helfen. Sie sei frustriert, sagt sie, dass sie noch immer nicht als Vormund für Shohab tätig sein kann.

Text: Kathrin Gerlof / Bilder: Rico Prauss

Zurück
Zurück

Anne und Anne

Weiter
Weiter

Kabi und Felix